2015 : Biomedicine, laboratory and research building_Basel, Switzerland
7th prix
7th prix
Mies à jour
Das Projekt präsentiert sich im Sinne eines «Dispositivs», wie es Michel Foucault konzeptualisiert: Eine Artikulation von Funktionen und Entscheidungen in der Bedeutung von begrifflich gefassten Vorentscheidungen und Rollen, welche ihren alltagsrelevanten Sinn durch ihre Relationen zueinander erhalten und so das Objektiv, die Entfaltung von Diskurs und sozialer Interaktion, ermöglichen. Dieses hier entsprechend materialisierte Ensemble stellt eine logische, flexibel artikulierte und entwicklungsfähige Antwort auf die städtebaulichen und programmatischen Anforderungen an das Gebäude dar.
Die Relationen zwischen den unterschiedlichen «Akteuren» im Projekt werden durch ein entsprechend abgestimmtes Raster verbunden und organisiert. Durch dieses werden die beiden Kriterien, a) der Flexibilität und Entwicklungsfähigkeit und b) einer umfassenden und benutzerfreundlichen technischen Konzeption zur Optimierung von Ressourcen und der Förderung von Synergien zwischen den Gewerken (Tragwerk, Fassade, Technik und Innenausstattung), optimal umgesetzt. Die Simplizität und Ehrlichkeit des Systems wird zur Ausdruckskraft des Projekts.
Urbane Eingliederung
Ein klarer und einfacher Baukörper durch:
1. Die Ausrichtung der Nord- und Westfassaden auf die entsprechenden Parzellengrenzen.
2. Eine leichte Zurücksetzung der Südfassade zur Parzellengrenze:
- Ausrichtung der Südfassade zur Hauptfassade PHZ, um so die Verbindungen zwischen den Gebäuden physisch und funktional zu verbessern.
- Öffnung des Vorplatzes DBM entsprechend dem Charakter und der Proportion des Gebäudes.
- Die Südfassade DBM wird so in einer Linie übereinander ausgerichtet, wodurch sich ein umfassendes quadrisches Volumen ergibt. Alle Etagen erhalten damit eine einheitliche Peripherie unter Berücksichtigung des Bebauungsplans.
Gebäudeorganisation
Das Projekt organisiert sich auf insgesamt 11 Geschossen, wovon sich 2 unter und 9 über dem Erdreich befinden. In Auseinandersetzung mit den formulierten Programmbedürfnissen wurde ein Organigramm entwickelt, welches die Nutzungen klar trennt und den Forschungs-, Lehr- und Logistikansprüchen optimal gerecht wird. Dazu werden die Forschung und die zentraler Tierhaltung ausschliesslich in den Obergeschossen organisiert, um dem Erdgeschoss grosszügig Raum für seine öffentliche Nutzung und der Lehre zu gewähren und nicht als Barriere zwischen Forschungsprogrammen zu wirken. Die Untergeschosse werden zur Logistik-, Lager- und Technikzwecken verwendet und den Bedürfnissen entsprechend reduziert. Im Licht- und Aussichtsverwöhnten 8. Obergeschoss befinden sich die Core Facilities in einer peripheren Komposition um die Lüftungszentrale angeordnet.
Das Organisationsprinzip wurde umfassen der Funktionalität verpflichtet, wobei im Übergang zum Nachbargebäude PHZ, im Sinne von Flexibilität und Fluidität, eine Auflockerung der streng ausgerichteten Forschungsstruktur erfolgt. Entsprechend artikuliert sich das Gebäude um diese zwei Hauptbereiche: Dem Volumen mit Labor-, Arbeits- und Auswertbereichen als Laborbereich und dem Anschluss- oder Übergangsbereich zum bestehenden PHZ in welchem die beidseitige Gebäudeerschliessung (Campus und Stadt), die vertikale interne Erschliessung und den wichtigen Besprechungs- und Begegnungszonen in einem mit natürlichem Licht durchfluteten, zusammenhängenden Verbindungsraum zwischen Stadt- und Campusseite als vertikale Agora.
Die vertikale Agora wird als ein über alle Geschosse ausgedehnter halböffentlicher Bereich durch ein System von Deckenöffnungen und breiten Treppe mit Sitztreppen kombiniert artikuliert. Der so zusammenhängende Raum wird auf jeder Etage spezifisch konfiguriert und schafft jeweils zweigeschossige Zonen zum Begegnungs- und Informationsaustausch. Diagonal betrachtet wird ein gebäudedurchgehender Sichtbezug von Süd- zu Nordfassade gewährleistet. Die daran angeschlossenen Personenaufzüge erreichen weiter eine effiziente vertikale Verbindung der Laborebenen und die Nebenräume wie Sanitäranlagen und Garderoben fördern die Aufenthaltsfrequenz und -dauer im Bereich um Begegnungen zu maximieren.
Durch die Positionierung im Übergang zum angrenzenden Gebäude PHZ dient die fliessende und offene Zone der vertikalen Agora ebenfalls der physischen und visuellen Verbindung zwischen den beiden Gebäuden. Anhand der Übernahme der Deckenhöhen des PHZ und einer Abfolge von verglasten Türen und Fenstern wird der Personenfluss und Sichtbezug zwischen DBM und PHZ hergestellt. Diese Anordnung lädt darüberhinaus ein, die beiden Gebäude in einem möglichen zukünftigen Szenario gänzlich zusammen zu schliessen und die vertikale Agora als eine gemeinsame, grosszügige vertikale Verbindungs- und Begegnungszone zu nutzen. Die
Auf 3. Ebene und im Zentrum der vertikalen Agora befindet sich schliesslich die Science Lounge. Im diesem Dreh- und Angelpunkt beginnen und enden die beiden diagonalen Sichtachsen von Süd nach Nord, respektive Nord nach Süd und führen so zum physischen kommunikativen Herzen des Gebäudes und wieder von ihm weg. Durch einen grosszügigen doppelgeschossigen Raum mit Terrasse und einer weiteren etwas separierten aber direkt verbundenen Gästezone werden hier die optimalen Bedingungen für Kommunikation und Entspannung geboten. Durch die Sichtachsen findet ein Bezug vom Eingang zur Science Lounge und von dieser weiter ins 6.Obergeschoss statt und fasst so alle Etagen in ihren Bann.
Der Laborbereich wird als effiziente rechteckige Fläche zwischen die Nord-, Süd- und Westfassade gespannt. Somit profitieren die drei Bereiche Labor-, Auswert- und Büroplätze von den jeweils zugeteilten Fassaden optimal. Die beidseitig linear angelegten Steigleitungsschächte liefern die entsprechenden Medien effizient zu allen möglichen Labor- und Nebenraumlayouts. Der kontrollierte Zugang zu den Laborbereichen erfolgt über den halböffentlichen Bereich der vertikalen Agora und ihrer vertikalen Erschliessung anhand verschiedener Zugänge um den Personenfluss unmittelbar und direkt zu verteilen. In Nähe zu den Büroflächen befinden sich zwei weitere Personenaufzüge um einen effizienten Personenfluss im täglichen Betrieb zwischen den Laborgeschossen und den Core Facilities im 8. Obergeschoss zu gewährleisten.
Die Geschosse sind auf einem Grundraster von 7.20m x 14.40m organisiert und öffnen sich in der zentralen Zone zu einem 14.4m x 14.4m Raster um eine grösstmögliche Flexibilität zu gewährleiten.
Die zentrale Tierhaltung wird auf dem 7.Obergeschoss organisiert und profitiert somit von Tageslicht und einer zusammenhängende Fläche auf einer Ebene. Die Problematik einer Barriere im Gebäude wird durch die peripher durchlaufende vertikale Agora überwunden.
Die technische, betriebliche und die Laborlogistik geht effizient vom 1. Untergeschoss aus. Entsprechende Lager- und Entsorgungsräume sind ausschliesslich in diesem Geschoss untergebracht und so direkt an die Ladebucht angeschlossen. Die horizontale STA wird automatisiert an die gebäudeinterne vertikale STA angeschlossen und ist vom Raum für den Warenumschlag neben der Ladebucht zugänglich. Die im Erdgeschoss direkt darüber liegenden Kommissionierung und zentrale Spülküche sind ebenfalls unmittelbar an STA und Warenlift angebunden und profitieren zusammen mit der Postverteilung und dem Gruppenbüro von Tageslicht.
Gebäudehülle
Die Fassaden tragen durch ihre strukturierte und grosszügige Gliederung den flexiblen und entwicklungsfähigen Charakter des Gebäudes nach aussen. Durch Ausnahmen im Bereich der Atrien und der Terrasse werden die entsprechenden Nutzungsänderungen artikuliert. Die Einteilung wird an den Hauptfassaden Süd und Nord im Gebäuderaster vom 1.8m vollzogen. Auf der kürzeren Westseite wird dieses Raster halbiert, um einer kleinteiligeren Nutzungen wie die der geforderten Büroflächen entgegen zu kommen. Neben dem Spannungsfeld um das Verhältnis zwischen der veränderten Fassadenproportion und der Fassadeneinteilung bieten die zusätzlichen vertikalen Fassadenriegel einen weiteren Sonnenschutz einer tiefstehenden Abendsonne.
Anhand der gewählten Fassadenkonstruktion, einer doppelten Glashülle im Sinne von Closed Cavity, und dem im Zwischenraum liegenden Sonnenschutz wird eine positive Energiebilanz und niedrige Unterhaltskosten angestrebt. Das aussenliegende VSG Einscheibenglas schütz die Lamellenraffstore, wobei der Zwischenraum kontrolliert mit Trockenluft versorgt wird. Eine Dreifachverglasung schliesst das Element nach innen ab. Die modularen Fassadenelemente werden durch anodisierte Aluminiumprofile verbunden und geschützt.
Die grossflächigen zweigeschossigen Verglasungen vor den Atrien werden durch eine ETFE–Konstruktion geschlossen. Dadurch wird diese leichte Veränderung im strengen Raster der Fassade zu einem Ereignis nach aussen und führt im Innenraum, den dahinterliegenden Raumproportionen entsprechend, zu einem Gefühl von Grosszügigkeit.
Architects
Toshihiro KUBOTA
Francisco MARTINEZ
Yves BACHMANN
Construction Management
Confirm AG
Structure Engineer
Bolinger + Grohmann
Laboratory Consultant
Heinekamp
Energy and building technology
Amstein + Walthert Basel AG
Perspectives
Jigen